Nach Johannes 19:1-42

19  Pilạtus ließ Jesus dann abführen und auspeitschen.+  Die Soldaten flochten eine Dornenkrone, setzten sie ihm auf den Kopf und zogen ihm ein purpurrotes langes Gewand an.+  Immer wieder traten sie vor ihn und sagten: „Sei gegrüßt, du König der Juden!“, und schlugen ihm ins Gesicht.+  Pilạtus ging nun wieder hinaus und sagte: „Seht! Ich bringe ihn zu euch hinaus, damit ihr wisst, dass ich keine Schuld an ihm finde.“+  Als Jesus mit der Dornenkrone und dem purpurroten langen Gewand herauskam, sagte Pilạtus: „Seht! Der Mensch!“  Doch als ihn die Oberpriester und die Beamten sahen, schrien sie: „An den Pfahl mit ihm! An den Pfahl mit ihm!“*+ Da sagte Pilạtus: „Nehmt ihn und richtet ihn selbst hin*. Ich finde keine Schuld an ihm.“+  Die Juden erwiderten: „Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muss er sterben,+ denn er hat sich selbst zum Sohn Gottes gemacht.“+  Als Pilạtus das hörte, bekam er noch mehr Angst.  Er ging wieder ins Prätorium und fragte Jesus: „Woher kommst du?“ Doch Jesus schwieg.+ 10  Pilạtus sagte: „Weigerst du dich etwa, mit mir zu reden? Weißt du nicht, dass ich die Macht dazu habe, dich freizulassen oder dich hinzurichten*?“ 11  Jesus antwortete: „Du hättest gar keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gewährt worden wäre.+ Deshalb hat der, der mich dir ausgeliefert hat, größere Schuld*.“ 12  Aus diesem Grund bemühte sich Pilạtus weiter, ihn freizulassen, aber die Juden schrien: „Wenn du diesen Mann freilässt, bist du kein Freund Cäsars. Jeder, der sich selbst zum König macht, stellt sich* gegen Cäsar.“+ 13  Auf diese Worte hin brachte Pilạtus Jesus heraus und setzte sich auf einen Richterstuhl auf dem Platz, den man „Das Steinpflaster“ nannte (auf Hebräisch aber Gạbbatha). 14  Es war um die 6. Stunde am Vorbereitungstag+ des Passahs, als Pilạtus zu den Juden sagte: „Seht! Euer König!“ 15  Sie aber schrien: „Weg mit ihm! Weg mit ihm! An den Pfahl mit ihm!*“ Da fragte Pilạtus: „Euren König soll ich hinrichten?“, worauf die Oberpriester antworteten: „Wir haben keinen König außer Cäsar.“ 16  Er überließ ihnen Jesus dann zur Hinrichtung am Pfahl.+ Daraufhin führte man Jesus ab. 17  Er trug den Marterpfahl selbst, als er zur sogenannten Schädelstätte (hebräisch Gọlgotha)+ hinausging.+ 18  Dort nagelte man ihn an den Pfahl+ und mit ihm noch zwei andere Männer – auf jeder Seite einen, Jesus in der Mitte.+ 19  Pilạtus schrieb außerdem einen Titel auf ein Schild und brachte es am Marterpfahl an. Darauf stand: „Jesus, der Nazarẹner, der König der Juden“.+ 20  Viele Juden lasen das, weil die Stelle, wo Jesus an den Pfahl genagelt wurde, in der Nähe der Stadt lag und der Titel auf Hebräisch, Lateinisch und Griechisch geschrieben war. 21  Die jüdischen Oberpriester sagten jedoch zu Pilạtus: „Schreib nicht: ‚Der König der Juden‘, sondern dass er behauptet hat: ‚Ich bin König der Juden.‘“ 22  Pilạtus erwiderte: „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.“ 23  Nachdem die Soldaten Jesus an den Pfahl genagelt hatten, nahmen sie seine Obergewänder* und teilten sie in vier Stücke, für jeden Soldaten eins. Auch das Untergewand nahmen sie an sich. Doch da es keine Naht hatte, sondern von oben bis unten durchgewebt war, 24  beschlossen sie: „Wir wollen es nicht zerreißen, sondern durch das Los entscheiden, wer es bekommt.“+ Dadurch sollte sich die Schriftstelle erfüllen: „Sie verteilten meine Gewänder unter sich und verlosten meine Kleidung.“+ Die Soldaten machten das tatsächlich. 25  Beim Marterpfahl standen die Mutter+ von Jesus und ihre Schwester sowie Maria, die Frau von Klọpas, und Maria Magdalẹne.+ 26  Als Jesus seine Mutter und den Jünger, den er besonders liebte,+ dort stehen sah, sagte er zu seiner Mutter: „Frau, das ist jetzt dein Sohn!“ 27  Und zu dem Jünger sagte er: „Das ist jetzt deine Mutter!“ Der Jünger nahm sie mit zu sich nach Hause und sie wohnte von da an bei ihm. 28  Jesus wusste, dass jetzt alles vollbracht war, und sagte schließlich: „Ich habe Durst“, damit sich erfüllte, was in den Schriften steht.+ 29  In der Nähe stand ein Krug voll saurem Wein. Man tränkte einen Schwamm damit, steckte ihn an einen Ysopstängel und hielt ihn an seine Lippen.+ 30  Nachdem Jesus den sauren Wein erhalten hatte, sagte er: „Es ist vollbracht!“+ Er ließ den Kopf sinken und starb.+ 31  Die Juden baten nun Pilạtus, den Männern die Beine zu brechen und die Leichname abzunehmen. Es war nämlich Vorbereitungstag+ und die Körper sollten nicht am Sabbat (es war ein großer Sabbat)+ an den Marterpfählen bleiben.+ 32  Also kamen die Soldaten und brachen dem ersten Mann die Beine und dann auch dem anderen, der neben ihm am Pfahl hing. 33  Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, brachen sie ihm die Beine nicht. 34  Ein Soldat stieß ihm jedoch mit einem Speer in die Seite+ und es floss sofort Blut und Wasser heraus. 35  Diese Zeugenaussage stammt von dem, der das gesehen hat, und seine Aussage ist wahr. Er weiß, dass er die Wahrheit redet, und sagt das, damit auch ihr glauben könnt.+ 36  Das alles geschah, damit sich die Schriftstelle erfüllte: „Kein Knochen wird ihm gebrochen.“+ 37  Und noch eine andere Schriftstelle lautet: „Sie werden den anschauen, den sie durchstochen haben.“+ 38  Joseph von Arimathịa, der ein Jünger Jesu war – aus Angst vor den Juden aber nur ein heimlicher Jünger –,+ bat nun Pilạtus, den Leichnam von Jesus abnehmen zu dürfen. Pilạtus gab ihm die Erlaubnis und so kam er und holte den Leichnam.+ 39  Auch Nikodẹmus,+ der Mann, der Jesus am Anfang einmal bei Nacht aufgesucht hatte, kam und brachte eine Mischung aus Myrrhe und Ạloe – ungefähr 100 Pfund.+ 40  Da nahmen sie den Leichnam von Jesus und wickelten ihn zusammen mit den aromatischen Substanzen in Leinentücher,+ wie es bei den Juden Bestattungsbrauch ist.+ 41  In der Nähe des Hinrichtungsortes* befand sich ein Garten mit einem neuen Grab,+ in das noch nie jemand gelegt worden war. 42  Da es der Vorbereitungstag der Juden war+ und das Grab nicht weit weg lag, legte man Jesus dort hinein.

Fußnoten

Oder „Richte ihn am Pfahl hin! Richte ihn am Pfahl hin!“
Oder „richtet ihn selbst am Pfahl hin“.
Oder „am Pfahl hinzurichten“.
Wtl. „Sünde“.
Oder „redet“.
Oder „Richte ihn am Pfahl hin!“.
Oder „Oberbekleidung“.
Oder „des Ortes, wo man ihn am Pfahl hingerichtet hatte“.

Studienanmerkungen

auspeitschen: Wtl. „geißeln“. Vor der Hinrichtung am Pfahl wurde der Verurteilte gewöhnlich ausgepeitscht. Nachdem Pilatus dem Drängen der Juden, Jesus hinzurichten und Barabbas freizulassen, nachgegeben hatte, ließ er Jesus abführen und auspeitschen (Mat 20:19; 27:26). Das grausamste Instrument zum Auspeitschen war das Flagellum. Es bestand aus einem Griff, an dem mehrere Stricke oder Lederriemen befestigt waren. In die Riemen waren spitze Knochen oder Metallstückchen eingearbeitet, um die Schläge noch schmerzhafter zu machen.

Dornenkrone: Siehe Anm. zu Mar 15:17.

zogen ihm ein purpurrotes langes Gewand an: Siehe Anm. zu Mar 15:17.

Sei gegrüßt: Siehe Anm. zu Mat 27:29.

Seht! Der Mensch!: Trotz seiner Schmerzen und Wunden strahlte Jesus eine stille Würde und Ruhe aus, was selbst Pilatus anerkennen musste. In seinen Worten scheinen Respekt und Mitleid für diesen Menschen mitzuschwingen. Die Vulgata-Wiedergabe dieser Worte, „ecce homo“, haben viele Künstler als Thema für ihre Werke gewählt. Pilatus’ Ausruf könnte Anwesende, die sich in den Hebräischen Schriften auskannten, an die prophetischen Worte über den Messias in Sach 6:12 erinnert haben: „Hier ist [oder „Seht!“] der Mann, dessen Name ‚Spross‘ ist.“

Wir haben ein Gesetz: Als die Juden Pilatus nicht davon überzeugen konnten, dass Jesus aufgrund einer politischen Anklage den Tod verdiente, brachten sie einen religiösen Anklagepunkt vor: Gotteslästerung. Dieses Verbrechen hatten sie Jesus schon einige Stunden zuvor im Sanhedrin zur Last gelegt. Für Pilatus war das aber eine neue Anklage, mit der er sich auseinandersetzen musste.

ins Prätorium: D. h. in die Residenz des Statthalters.

von oben: Oder „vom Himmel“. Das griechische Wort ánōthen wurde hier und in Jak 1:17; 3:15, 17 mit „von oben“ übersetzt. In Joh 3:3, 7 kann es auch im Sinn von „wieder“ oder „erneut“ verstanden werden. (Siehe Anm. zu Joh 3:3.)

der, der mich ausgeliefert hat: Jesus dachte wahrscheinlich nicht speziell an Judas Iskariot oder eine andere Einzelperson, sondern an alle, die sich an seinem Tod mitschuldig machten. Das schloss neben Judas, „den Oberpriestern und dem ganzen Sanhedrin“ auch „die Menge“ ein, die dazu angestiftet wurde, die Freilassung von Barabbas zu fordern (Mat 26:59-65; 27:1, 2, 20-22; Joh 18:30, 35).

Freund Cäsars: Im Römischen Reich war das ein Ehrentitel, der häufig Provinzstatthaltern verliehen wurde. In diesem Fall jedoch gebrauchten ihn die Führer der Juden offenbar eher allgemein, als sie andeuteten, Pilatus würde sich der Gefahr aussetzen, wegen Hochverrat angeklagt zu werden. Der damalige Cäsar, Kaiser Tiberius, war dafür berüchtigt, mit allen, die er für illoyal hielt, kurzen Prozess zu machen, und wenn sie eine noch so hohe Position hatten. Ein Beispiel dafür ist Lucius Aelius Seianus (deutsch auch Sejan genannt), der Kommandant der Prätorianergarde, der offiziell als „Freund Cäsars“ bezeichnet wurde. Er konnte nach Tiberius als zweitmächtigster Mann im Reich betrachtet werden. Pilatus war einer seiner Günstlinge. Solange Sejan an der Macht war, wurde Pilatus von ihm geschützt und gefördert. Im Jahr 31 wendete sich das Blatt. Tiberius beschuldigte Sejan des Verrats und befahl, dass sowohl er als auch viele seiner Unterstützer hingerichtet wurden. Als Jesus von Pilatus vernommen wurde, lag das Ganze noch nicht lange zurück. Pilatus wäre in Lebensgefahr geraten, wenn die Sadduzäer beim Kaiser Beschwerde eingelegt hätten, besonders mit dem Vorwurf, er sei „kein Freund Cäsars“. Da Pilatus die Juden bereits gegen sich aufgebracht hatte, wollte er keine weiteren Spannungen provozieren und sich noch weniger dem Vorwurf der Illoyalität aussetzen. Es kann also gut sein, dass sich Pilatus von seiner Angst vor dem argwöhnischen Tiberius beeinflussen ließ, als er Jesus zum Tod verurteilte – einen Mann, von dem er wusste, dass er unschuldig war.

Cäsar: Siehe Anm. zu Mat 22:17.

Richterstuhl: Siehe Anm. zu Mat 27:19.

„Das Steinpflaster“: Auf Hebräisch hieß dieser Platz Gabbatha – ein Wort ungewissen Ursprungs, das möglicherweise „Hügel“, „Anhöhe“ oder „freier Platz“ bedeutet. Der griechische Name Lithóstrōton („Das Steinpflaster“) kann sowohl auf ein einfaches als auch auf ein verziertes Steinpflaster hindeuten; einige Forscher sind der Meinung, es könnte ein Mosaikpflaster gewesen sein. Die genaue Lage des Platzes lässt sich nicht bestimmen. Womöglich handelte es sich um eine freie Fläche vor dem Palast von Herodes dem Großen, es gibt aber auch andere Vermutungen.

hebräisch: Siehe Anm. zu Joh 5:2.

um die 6. Stunde: D. h. gegen Mittag. (Eine Erklärung zu den unterschiedlichen Zeitangaben im Bericht von Johannes und Markus enthält die Anm. zu Mar 15:25.)

Vorbereitungstag: So nannte man den Tag vor dem wöchentlichen Sabbat, an dem die Juden alles für den Sabbat vorbereiteten. (Siehe Anm. zu Mar 15:42.) An dieser Stelle fügt Johannes jedoch noch die Worte „des Passahs“ hinzu. Die hier beschriebenen Ereignisse fanden am Vormittag des 14. Nisan statt, des Tages, an dem Jesus verurteilt und hingerichtet wurde. Der Passahtag hatte am Abend zuvor begonnen. Wie aus den anderen Evangelien hervorgeht, hatten Jesus und die Apostel an diesem Abend das Passahmahl gegessen (Mat 26:18-20; Mar 14:14-17; Luk 22:15). Christus hielt sich immer genau an das Gesetz, auch an die Vorschrift, das Passah am 14. Nisan zu feiern (2Mo 12:6; 3Mo 23:5). Am 14. Nisan bereitete man sich zusätzlich auf das siebentägige Fest der ungesäuerten Brote vor, das am 15. Nisan begann. Da beide Feste aufgrund ihrer zeitlichen Abfolge manchmal einfach zusammen als „Passah“ bezeichnet wurden (Luk 22:1), konnte der 14. Nisan auch als Vorbereitungstag des Passahs verstanden werden. Der Tag nach dem 14. Nisan war immer ein Sabbat, unabhängig vom Wochentag (3Mo 23:5-7). Im Jahr 33 u. Z. fiel der 15. Nisan auf einen regulären Sabbat, was ihn zu einem „großen [oder doppelten] Sabbat“ machte. (Siehe Anm. zu Joh 19:31.)

Er trug den Marterpfahl selbst: Laut Johannes trug Jesus den Marterpfahl selbst, während die anderen Evangelisten berichten, dass man Simon aus Kyrene zwangsverpflichtete, den Pfahl bis zum Hinrichtungsort zu tragen (Mat 27:32; Mar 15:21; Luk 23:26). Johannes hat seinen Bericht manchmal etwas gerafft und oft Informationen weggelassen, die bereits in den anderen Evangelien standen – so auch das Detail, dass Simon den Pfahl trug.

Marterpfahl: Siehe Anm. zu Mat 27:32.

Schädelstätte: Griechisch Kraníou Tópon; gibt den hebräischen Namen Golgotha wieder. (Siehe Anm. zu Golgotha in diesem Vers. Wie das Wort „hebräisch“ in den Christlichen Griechischen Schriften verwendet wird, erklärt die Anm. zu Joh 5:2.) In Luk 23:33 wird in der Vulgata das Wort calvaria gebraucht, lateinisch für „Schädel“. Davon ist der Begriff „Kalvarienberg“ abgeleitet.

Golgotha: Eine Ableitung von dem hebräischen Wort gulgóleth, das „Schädel“ bedeutet. (Vergleiche Ri 9:53, 2Kö 9:35, 1Ch 10:10, wo im hebräischen Urtext gulgóleth steht.) Zur Zeit Jesu befand sich Golgotha außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem. Die genaue Lage ist zwar nicht bekannt, aber einige halten es für wahrscheinlich, dass sich Golgotha im Umkreis der überlieferten Stelle befand, auf der heute die Grabeskirche steht. (Siehe Anh. B12.) Es gibt die Vorstellung, Golgotha habe auf einem Hügel gelegen, doch die Bibel sagt nichts darüber. Es heißt lediglich, dass etliche Personen der Hinrichtung aus einiger Entfernung zusahen (Mar 15:40; Luk 23:49).

Marterpfahl: Oder „Hinrichtungspfahl“. (Siehe Worterklärungen zu „Pfahl; Stamm“; „Marterpfahl“.)

Hebräisch: Siehe Anm. zu Joh 5:2.

Lateinisch: Das ist die einzige direkte Erwähnung der lateinischen Sprache im inspirierten Text der Bibel. Latein war die Sprache der Römer, die Israel zur Zeit Jesu besetzt hielten, und wurde für offizielle Inschriften verwendet. Die Leute benutzten es aber nicht in ihrem Alltag. In Israel wurden damals verschiedene Sprachen gesprochen, was erklären könnte, warum Pilatus das Schild mit dem Grund für Jesu Hinrichtung in offiziellem Lateinisch, in Hebräisch und in Koine-Griechisch am Pfahl anbringen ließ (Joh 19:19). In den Christlichen Griechischen Schriften gibt es etliche Ausdrücke, die aus dem Lateinischen stammen. (Siehe Worterklärungen zu „Latein“; „Einführung in Markus“.)

nahmen sie seine Obergewänder und teilten sie: Siehe Anm. zu Mat 27:35.

ihre Schwester: Siehe Anm. zu Mar 15:40.

Klopas: Dieser Name kommt in der Bibel nur hier vor. Viele Bibelwissenschaftler vermuten, dass Klopas die gleiche Person war wie Alphäus, der in Mat 10:3, Mar 3:18, Luk 6:15 und Apg 1:13 erwähnt wird. Wie verschiedene Beispiele in der Bibel zeigen, war es nichts Ungewöhnliches, dass jemand unter zwei Namen bekannt war. (Vgl. Mat 9:9; 10:2, 3; Mar 2:14.)

den Jünger, den er besonders liebte: Das ist die zweite von fünf Stellen, wo von einem bestimmten Jünger die Rede ist, „den Jesus besonders [oder „sehr“] liebte“ (Joh 13:23; 20:2; 21:7, 20). Allgemein geht man davon aus, dass es sich dabei um den Apostel Johannes handelte. (Siehe Anm. zu Joh 13:23.)

Frau: Die Anrede „Frau“ ist nicht respektlos gemeint.

zu dem Jünger sagte er: „Das ist jetzt deine Mutter!“: Aus Liebe und Fürsorglichkeit vertraute Jesus seine Mutter Maria, die anscheinend schon verwitwet war, dem Apostel Johannes an, der ihm besonders nahestand. (Siehe Anm. zu Joh 13:23.) Jesus hatte dabei nicht nur Marias physische und materielle Bedürfnisse im Sinn. Vor allem ging es ihm darum, dass ihr Glaube stark blieb. Es ist unklar, ob Jesu leibliche Brüder damals schon an ihn glaubten; Johannes dagegen hatte seinen Glauben bereits unter Beweis gestellt (Mat 12:46-50; Joh 7:5).

saurem Wein: Siehe Anm. zu Mat 27:48.

Ysopstängel: In den Christlichen Griechischen Schriften erscheint das griechische Wort hýssōpos, traditionell mit „Ysop“ wiedergegeben, nur hier und in Heb 9:19. Man ist sich nicht ganz einig, um welche Pflanze es sich in Joh 19:29 handelte. Einige denken, dass es die gleiche Pflanze war, die in den Hebräischen Schriften als „Ysop“ bezeichnet wird und die viele für Majoran (Origanum maru; Origanum syriacum) halten (3Mo 14:2-7; 4Mo 19:6, 18; Ps 51:7). Diesen „Ysop“ benutzten die Israeliten in Ägypten, um das Blut des Passahopfers an ihren Haustürrahmen zu spritzen (2Mo 12:21, 22). Wenn man voraussetzt, dass diese Pflanze auch weiterhin beim Passahfest verwendet wurde, könnte man sie, wie einige argumentieren, bei Jesu Hinrichtung zur Hand gehabt haben. Andere wenden ein, dass ein Majoranstängel nicht stabil genug gewesen wäre, um einen vollgesogenen Schwamm zu halten, oder zu kurz, um damit Jesu Mund zu erreichen. Es gibt auch die These, dass mit dem Ysop ein Majoranbüschel gemeint ist, das man an einem Schilfrohr befestigte und an Jesu Mund hielt. Das würde sich mit den Paralleltexten Mat 27:48 und Mar 15:36 decken, wonach der mit saurem Wein getränkte Schwamm „an ein Schilfrohr“ gesteckt wurde.

starb: Oder „verschied“, „hörte auf zu atmen“. Wtl. „gab den Geist auf“. Der Ausdruck „Geist“ (griechisch pneuma) kann hier im Sinn von „Atem“ oder „Lebenskraft“ verstanden werden. Das wird durch den Gebrauch des Verbs ekpnéō (wtl. „aushauchen“, „ausatmen“) in den Paralleltexten Mar 15:37 und Luk 23:46 gestützt (in den Anm. findet sich für ekpnéō zusätzlich die Wiedergabe „den letzten Atem aushauchen“). Das von Johannes verwendete griechische Verb (wtl. „aufgeben“) ist nach Ansicht einiger ein Hinweis darauf, dass Jesus seinen Todeskampf bewusst aufgab, weil nun alles vollbracht war. Sicher ist, dass er aus freien Stücken „sein Leben ausschüttete bis hin zum Tod“ (Jes 53:12; Joh 10:11).

die Beine zu brechen: Im Lateinischen wurde diese Praxis als crurifragium bezeichnet. Normalerweise war sie eine grausame Form der Bestrafung, doch in diesem Fall wollte man dadurch wahrscheinlich den Tod der Sterbenden beschleunigen. Wer am Pfahl hing, hatte Schwierigkeiten zu atmen. Wurden ihm dann noch die Beine gebrochen, konnte er sich nicht mehr aufrichten, um den Druck auf die Lunge zu verringern, und erstickte schließlich.

Vorbereitungstag: Der Tag vor dem wöchentlichen Sabbat, an dem die Juden alles für den Sabbat vorbereiteten. Sie schlossen sämtliche Arbeiten ab, die nicht bis nach dem Sabbat warten konnten, und bereiteten zusätzliche Mahlzeiten vor. In jener Woche fiel der Vorbereitungstag auf den 14. Nisan (Mar 15:42; siehe Worterklärungen zu „Vorbereitungstag“). Nach dem mosaischen Gesetz durfte ein toter Körper „nicht über Nacht am Stamm bleiben“, sondern musste „am selben Tag“ beigesetzt werden (5Mo 21:22, 23; vgl. Jos 8:29; 10:26, 27).

es war ein großer Sabbat: Der 15. Nisan, der Tag nach dem Passah, war immer ein Sabbat, ganz gleich auf welchen Wochentag er fiel (3Mo 23:5-7). Wenn dieser besondere Sabbat mit dem regulären Sabbat zusammenfiel (dem siebten Tag der jüdischen Woche, der vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum Sonnenuntergang am Samstag dauerte), sprach man von einem „großen Sabbat“. Ein solcher Sabbat folgte auf den Tag, an dem Jesus starb – demnach ein Freitag. In der Zeit von 31 bis 33 u. Z. war 33 das einzige Jahr, in dem der 14. Nisan auf einen Freitag fiel. Das führt zu der Schlussfolgerung, dass Jesus am 14. Nisan 33 starb.

Kein Knochen wird ihm gebrochen: Oder „Kein Knochen wird ihm zermalmt“. Dieses Zitat stammt aus Ps 34:20. Bei der Einführung des Passahs gab Jehova in Bezug auf das Opferlamm (Schaf oder Ziege) die Anweisung: „Ihr dürft keinen seiner Knochen zerbrechen“ (2Mo 12:46; 4Mo 9:12). Paulus bezeichnete Jesus als „unser Passahlamm“ (1Ko 5:7; siehe Anm. zu Joh 1:29). Und so wie es beim Passahlamm üblich war und wie es Ps 34:20 vorausgesagt hatte, wurde Jesus kein einziger Knochen gebrochen. Alles geschah wie prophezeit, und das, obwohl es bei den Römern offenbar Usus war, den am Pfahl Sterbenden die Beine zu brechen, wahrscheinlich um ihren Tod zu beschleunigen. (Siehe Anm. zu Joh 19:31.) Den beiden Verbrechern neben Jesus brachen die Soldaten die Beine. Weil Jesus aber schon tot war, taten sie es bei ihm nicht. Stattdessen stieß ihm ein Soldat mit einem Speer in die Seite (Joh 19:33, 34).

Joseph: Siehe Anm. zu Mar 15:43.

Arimathia: Siehe Anm. zu Mat 27:57.

Juden: Bezieht sich anscheinend auf die Führungsschicht bzw. die Religionsführer der Juden. (Siehe Anm. zu Joh 7:1.)

Nikodemus: Nur Johannes erwähnt, dass Nikodemus Joseph von Arimathia bei den Vorbereitungen für Jesu Beisetzung half. (Siehe Anm. zu Joh 3:1.)

Mischung: In einigen Manuskripten ist von einer „Rolle“ die Rede, doch die vorliegende Lesart ist durch frühe maßgebliche Manuskripte besser belegt.

Myrrhe: Siehe Worterklärungen.

Aloe: Als Aloe bezeichnete man eine Baumart, die eine aromatische Substanz enthält; in biblischer Zeit benutzte man diese als Parfüm (Ps 45:8; Spr 7:17; Hoh 4:14). Mit der in den Hebräischen Schriften erwähnten Aloe und der Aloe von Nikodemus ist wahrscheinlich das Gleiche gemeint: ein Erzeugnis aus Aloeholz. Wenn man einen Leichnam für die Beisetzung vorbereitete, benutzte man Aloeholz in Form von Pulver zusammen mit Myrrhe, möglicherweise um den Verwesungsgeruch zu überdecken. Die meisten Kommentatoren halten die biblische Aloe für den Adlerholzbaum (Aquilaria agallocha), der heute hauptsächlich in Indien und benachbarten Ländern zu finden ist. Der Baum wird bis zu 30 m hoch. Im Innern des Stammes und der Äste bilden sich Harz und ein duftendes Öl. Daraus wird ein sehr wertvolles Parfüm gewonnen. Da das Holz beim Vermodern offenbar das größte Aroma entwickelt, vergräbt man es manchmal im Boden, um den Fäulnisprozess zu beschleunigen. Früher zerrieb man es zu feinem Pulver und verkaufte es unter der Bezeichnung „Aloe“. Mit „Aloe“ könnte im vorliegenden Vers einigen Bibelwissenschaftlern zufolge aber auch die Pflanze gemeint sein, die man heute als Aloe vera kennt. Diese Pflanze wird nicht wegen ihres Aromas verwendet, sondern wegen ihrer medizinischen Wirkung.

Pfund: Die griechische Maßeinheit lítra wird gewöhnlich mit dem römischen Pfund (lateinisch libra) gleichgesetzt und entspricht etwa 327 g. Die hier erwähnte Mischung wog also ca. 33 kg. (Siehe Anh. B14.)

Grab: Siehe Anm. zu Mat 27:60.

Medien

Nagel in einem Fersenbein
Nagel in einem Fersenbein

Dieses Foto zeigt die Nachbildung eines menschlichen Fersenbeins, das von einem 11,5 cm langen Nagel durchbohrt ist. Das Original wurde 1968 bei Ausgrabungen im N von Jerusalem entdeckt und wird in die Zeit der Römer datiert. Es liefert einen archäologischen Hinweis darauf, dass bei Hinrichtungen am Holzpfahl Nägel benutzt wurden. Jesus Christus wurde von den römischen Soldaten wahrscheinlich mit Nägeln wie diesem an den Pfahl geschlagen. Das Fersenbein wurde in einem Ossarium gefunden, einem Steinkasten, in den man die Gebeine eines Verstorbenen nach der Verwesung legte. Demnach konnten am Pfahl hingerichtete Personen ein Begräbnis erhalten.

Der Ysop in der Bibel
Der Ysop in der Bibel

Sowohl der hebräische Begriff ʼesṓv als auch der griechische Begriff hýssōpos, die beide in vielen Bibel­übersetzungen mit „Ysop“ wiedergegeben werden, können eine Reihe von Pflanzenarten bezeichnen. Nach Ansicht vieler Bibel­wissenschaftler bezeichnet das hebräische Wort den Majoran (Origanum maru; Origanum syriacum; siehe Abb.). Diese Pflanze aus der Familie der Lippenblütler ist im Nahen Osten weitverbreitet. Unter günstigen Bedingungen kann sie 50 bis 90 cm hoch werden. In den Hebräischen Schriften wird Ysop oft mit Reinheit in Verbindung gebracht (2Mo 12:21, 22; 3Mo 14:2-7; 4Mo 19:6, 9, 18; Ps 51:7). In den Christlichen Griechischen Schriften ist von „Ysop“ nur an zwei Stellen die Rede. In Heb 9:19, wo es um die Einführungszeremonie des alten Bundes geht, bezieht es sich offensichtlich auf die in den Hebräischen Schriften erwähnte Pflanze. In Joh 19:29 heißt es, dass man einen mit saurem Wein getränkten Schwamm „an einen Ysopstängel“ steckte und ihn Jesus an die Lippen hielt. Die Meinungen gehen auseinander, welche Pflanze hier mit hýssōpos gemeint ist. Einige argumentieren, dass ein Majoranstängel nicht lang genug gewesen wäre, um damit Jesu Mund zu erreichen. Daher müsse sich das Wort auf eine Pflanze mit einem längeren Stängel beziehen, wie z. B. Durra, eine Hirseart (Sorghum vulgare). Andere meinen, dass es sich trotzdem um Majoran gehandelt haben könnte. Da Matthäus und Markus von einem „Schilfrohr“ sprechen, wäre es denkbar, dass man ein Majoranbüschel an einem Schilfrohr befestigte (Mat 27:48; Mar 15:36).

Römische Speere
Römische Speere

Zur Standardausrüstung römischer Soldaten gehörten Wurfspieße und Stichwaffen mit langem Schaft. Das pilum (1) war so konstruiert, dass es sein Ziel durchdringen konnte. Wegen seines Gewichts konnte man das pilum zwar nicht so weit werfen, dafür konnte man damit aber einen Schild oder eine Rüstung durchbohren. Das pilum war in der Regel eine Waffe der römischen Legionäre. Es gab auch einfachere Speere mit einem hölzernen Schaft und einer schmiedeeisernen Spitze (2). Fußsoldaten der Hilfstruppen trugen manchmal einen oder mehrere solcher Speere bei sich. Es lässt sich nicht genau sagen, welche Art Speer man Jesus in die Seite stieß.

Grabkammer
Grabkammer

Die Juden beerdigten ihre Toten normalerweise in natürlichen Höhlen oder in Grabkammern, die in Fels gehauen wurden. Mit Ausnahme der Königsgräber befanden sich die Grabstätten gewöhnlich außerhalb der Städte. Auffallend ist die Schlichtheit der jüdischen Gräber, die man entdeckt hat. Das hängt offensichtlich mit der jüdischen Religion zusammen: Sie verbot die Verehrung der Toten und förderte nicht die Vorstellung, dass es nach dem Tod ein Weiterleben in einer Geisterwelt gibt.