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Vorsicht, Täuschung!

Vorsicht, Täuschung!

Vorsicht, Täuschung!

DON QUIJOTE ist die Hauptfigur des gleichnamigen Romans, den der Spanier Miguel de Cervantes (1547—1616) schrieb. Don Quijote lebt in einer Traumwelt von Legenden und Fabeln, in denen tapfere Ritter in glänzenden Rüstungen hilflose junge Damen aus Gefahr retten. Schon bald bildet er sich ein, selbst solch ein edler Ritter zu sein. Berühmt ist die Episode, in der er mehrere Windmühlen angreift, die er für eine Horde gefährlicher Riesen hält. Felsenfest davon überzeugt, diese Riesen in Gottes Auftrag töten zu müssen, blamiert er sich am Ende bis auf die Knochen.

Don Quijote ist natürlich nur eine Fantasiegestalt — doch wer einer Täuschung erliegt, hat wohl kaum Grund zum Lachen. Man denke nur an den Alkoholiker, der sich einbildet, er könne so viel trinken, wie er will, tatsächlich aber seine Gesundheit ruiniert und seine Familie zerstört. Oder da ist das arme Mädchen, das an Magersucht leidet. Sie hält sich für normal ernährt und gesund, doch in Wirklichkeit hungert sie sich langsam zu Tode.

Steht denn jeder in der Gefahr, getäuscht zu werden? Leider ja. In Wirklichkeit ist niemand davor sicher. Das könnte sogar auf vertraute Glaubensvorstellungen zutreffen — womöglich mit schlimmen Folgen. Warum ist das eigentlich so? Wie schützt man sich davor, getäuscht oder irregeführt zu werden?

Warum es so gefährlich ist, getäuscht zu werden

Das Wort „täuschen“ kann nach einem Wörterbuch bedeuten: „jemandem absichtlich einen falschen Eindruck vermitteln; jemanden irreführen“. Und „irreführen“ wird erklärt als „zu einer falschen Annahme verleiten“. Der Grundgedanke dieser und vergleichbarer Ausdrücke ist also, jemanden unbemerkt hinters Licht zu führen. Kein Zweifel, wer gar nicht wahrnimmt, dass er durch gezielte Fehlinformation in Unwissenheit, Verwirrung und Hilflosigkeit gehalten wird, befindet sich in echter Gefahr.

Besonders bedauerlich daran ist: Nicht selten hält der Getäuschte oder Betrogene trotz deutlicher gegenteiliger Beweise an dem fest, was er glaubt. Vielleicht hängt er so sehr an bestimmten Vorstellungen, dass er einfach Augen und Ohren vor allem verschließt, was seine Ansicht irgendwie infrage stellen könnte.

Eine ganz reale Gefahr

Ist es nicht übertrieben, zu sagen, auf dem Gebiet der religiösen Überzeugung laufe jeder Gefahr, getäuscht zu werden? Ganz und gar nicht. Denn es gibt jemand, der am liebsten jeden von uns hinters Licht führen würde — Satan, der Teufel, den Jesus als den „Vater der Lüge“ bezeichnete (Johannes 8:44). Außerdem wird Satan in der Bibel „der Gott dieses Systems“ genannt, dem es gelungen ist, im Lauf der Geschichte Millionen von Menschen zu „verblenden“ (2. Korinther 4:4). Auch heute führt er „die ganze bewohnte Erde irre“ (Offenbarung 12:9).

Satan täuscht die Menschen praktisch schon so lange, wie es sie gibt. Er verleitete Eva zu glauben, sie stehe über dem Gesetz ihres Schöpfers und könne „sein wie Gott, erkennend Gut und Böse“, das heißt, sie könne selbst entscheiden, was gut und was böse ist (1. Mose 3:1-5). Das war seine erste große Täuschung. Die Menschen hatten zwar die Freiheit erhalten, zu wählen, was sie tun und lassen würden — doch sie waren nicht mit der Fähigkeit erschaffen worden, selbst die Norm für Richtig und Falsch festzulegen. Dieses Recht und diese Autorität hat allein Gott, der Schöpfer und Souverän (Jeremia 10:23; Offenbarung 4:11). Was für ein Irrtum, zu glauben, das Recht, zwischen Gut und Böse zu wählen, sei dasselbe, wie selbst festzulegen, was gut und was böse ist! Das ist leider eine Falle, in die der Mensch nur allzu leicht hineintappt.

Könnte mir das auch passieren?

Die Glaubensvorstellungen, die einem Menschen vertraut und wertvoll sind, wurden oft von Generation zu Generation weitergegeben. Garantiert das jedoch, dass sie wirklich wahr sind? Nicht unbedingt, denn wie die Bibel zeigt, traten sogar unter den Urchristen kurz nach dem Tod der Apostel Personen auf, die begannen, „verdrehte Dinge [zu] reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apostelgeschichte 20:29, 30). Sie täuschten andere sowohl durch geschickte „überredende Argumente“ als auch „durch die Philosophie und leeren Trug gemäß der Überlieferung der Menschen“ (Kolosser 2:4, 8).

Ist das heute anders? Ganz im Gegenteil! Wie der Apostel Paulus deutlich machte, sollten die Verhältnisse in „den letzten Tagen“, in denen wir jetzt leben, sogar noch schlimmer werden. „Böse Menschen . . . und Betrüger werden vom Schlechten zum Schlimmeren fortschreiten“, schrieb er, „indem sie irreführen und irregeführt werden.“ Oder wie es in der Einheitsübersetzung [EÜ] heißt: „Sie sind betrogene Betrüger“ (2. Timotheus 3:1, 13).

Angesichts dessen ist es nur klug, die Aufforderung des Apostels Paulus zu beherzigen: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, dass er nicht falle“ (1. Korinther 10:12). Paulus ging es natürlich darum, wie wir in den Augen Gottes dastehen. Wer denkt, Satan könne ihn niemals hinters Licht führen, erliegt bereits einer schweren Täuschung. Gegen die „listigen Handlungen“ Satans ist absolut niemand immun (Epheser 6:11, Fußnote). Der Apostel machte aus seiner Sorge um seine Glaubensbrüder kein Hehl und schrieb: „Ich fürchte aber, wie die Schlange einst durch ihre Falschheit Eva täuschte, könntet auch ihr in euren Gedanken von der aufrichtigen und reinen Hingabe an Christus abkommen“ (2. Korinther 11:3, ).

Wie kann man sich schützen?

Was kann man tun, um nicht von Satan getäuscht zu werden? Wie kann man sichergehen, Gott tatsächlich mit „Geist und Wahrheit“ anzubeten? (Johannes 4:24). Gott hat uns alles Nötige zur Verfügung gestellt, wir müssen es nur gebrauchen. Zum einen den Verstand, sodass wir Wahrheit von Lüge unterscheiden können (1. Johannes 5:20). Zum anderen hilft er uns, Satans Tricks zu durchschauen (2. Korinther 2:11). Mehr brauchen wir eigentlich nicht, um seine betrügerischen Absichten zu durchkreuzen (Sprüche 3:1-6; Epheser 6:10-18).

Außerdem hat Gott uns etwas an die Hand gegeben, das zuverlässigen Schutz bietet und in allen religiösen Fragen maßgeblich sein sollte. Worum es sich dabei handelt, verraten die Worte des Apostels Paulus an seinen Freund Timotheus. Er warnte ihn vor „bösen Menschen“ und „Betrügern“ und riet ihm, ihnen zu widerstehen, indem er seinen Glauben ausschließlich auf die „heiligen Schriften“ stützte. Gemeint ist Gottes Wort, die Bibel (2. Timotheus 3:15).

Natürlich vertreten heute nicht wenige die Meinung, wer an Gott glaube und die Bibel als sein inspiriertes Wort akzeptiere, sei auf dem Holzweg. Befinden sich in Wirklichkeit aber nicht diejenigen im Irrtum, die sich weder mit den Beweisen für die Existenz eines Schöpfers auseinandersetzen wollen noch wahrhaben möchten, dass der Anspruch der Bibel, das inspirierte Wort Gottes zu sein, gut begründet ist? (Römer 1:18-25; 2. Timotheus 3:16, 17; 2. Petrus 1:19-21). *

Anstatt sich durch „fälschlich sogenannte ‚Erkenntnis‘ “ täuschen zu lassen, sollte man zur Bibel greifen, um die Wahrheit herauszufinden (1. Timotheus 6:20, 21). Ein gutes Beispiel waren die „edel gesinnten“ Männer und Frauen, denen Paulus in Beröa das Evangelium verkündigt hatte, denn sie waren unvoreingenommen und „nahmen das Wort mit der größten Bereitwilligkeit auf“. Sie nahmen das, was Paulus sie lehrte, nicht nur gern an, sondern vergewisserten sich auch, „indem sie täglich in den Schriften sorgfältig forschten, ob sich diese Dinge so verhielten“ (Apostelgeschichte 17:11).

Niemand braucht sich davor zu fürchten, seine Glaubensvorstellungen in dieser Form zu hinterfragen. Die Bibel fordert sogar direkt dazu auf, sich in allem sorgfältig zu „vergewissern“, ehe man etwas als wahr akzeptiert (1. Thessalonicher 5:21). Gegen Ende des 1. Jahrhunderts bat der Apostel Johannes seine Glaubensbrüder eindringlich: „Geliebte, glaubt nicht jeder inspirierten Äußerung, sondern prüft die inspirierten Äußerungen, um zu sehen, ob sie von Gott stammen“ (1. Johannes 4:1). So sehr eine bestimmte Lehre auch „inspiriert“ zu sein, also von Gott zu stammen, scheint — das Klügste ist nach wie vor, sie erst dann als wahr zu akzeptieren, nachdem man sie anhand der Bibel geprüft hat (Johannes 8:31, 32).

Nach dem handeln, was man weiß

Allerdings ist noch etwas erforderlich. Der Jünger Jakobus schrieb: „Werdet . . . Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, indem ihr euch selbst durch falsche Überlegungen betrügt“ (Jakobus 1:22). Zu wissen, was die Bibel lehrt, genügt noch nicht — man muss auch entsprechend handeln. Das bedeutet: tun, was Gott wünscht, und unterlassen, was er verbietet.

Was verrät beispielsweise der unübersehbare Verfall von Sitte und Moral? Beweist das nicht, wie erfolgreich Satan den Menschen suggeriert hat, man könne Gottes Moralgesetze folgenlos missachten? Der Apostel Paulus warnte Christen ganz offen: „Lasst euch nicht irreführen: Gott lässt sich nicht verspotten. Denn was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Galater 6:7).

Wer möchte schon dem „törichten Mann“ gleichen, von dem Jesus sagte, dass er seine Worte zwar „hört“, aber „nicht danach handelt“? Wie Cervantes’ Don Quijote, der von seiner blühenden Fantasie getäuscht wurde, erlag auch dieser Mann einer Täuschung: Er dachte, er könne ein stabiles, sicheres Haus einfach auf Sand bauen. Besser ist es, dem Mann zu gleichen, „der sein Haus auf den Felsen baute“. Ihn hat Jesus als „verständig“ bezeichnet, weil er Jesu Worte „hörte“ und danach „handelte“ (Matthäus 7:24-27).

[Fußnote]

^ Abs. 18 Näheres dazu enthalten die Bücher Gibt es einen Schöpfer, der an uns interessiert ist? und Die Bibel — Gottes oder Menschenwort? (herausgegeben von Jehovas Zeugen).

[Kasten/Bild auf Seite 12, 13]

Sehe ich die Dinge so, wie sie wirklich sind?

In den 1930er-Jahren veröffentlichte der schwedische Künstler Oscar Reutersvärd einige Zeichnungen von sogenannten unmöglichen Objekten. Ein Beispiel für solche Objekte aus jüngerer Zeit ist links abgebildet. Auf den ersten Blick sind auf diesen Zeichnungen Dinge zu sehen, die dem Verstand unmöglich erscheinen. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sie sich jedoch als ausgeklügelte Tricks des Künstlers, die das Auge und das Gehirn des Betrachters verwirren oder täuschen sollen.

Unmögliche Objekte sind nicht die einzigen Trugbilder. Schon vor rund 2 000 Jahren mahnte die Bibel: „Seht zu, dass nicht jemand da sei, der euch als Beute wegführe durch die Philosophie und leeren Trug gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus“ (Kolosser 2:8).

Was dieser Warnung zusätzliches Gewicht verleiht, ist der Umstand, dass auch der Schreiber dieser Worte schon einer Täuschung erlegen war. Und das, obwohl er sich ansonsten bestimmt nicht leicht hinters Licht führen ließ. Immerhin hatte er bei einem der berühmtesten Theologen seiner Zeit studiert und verkehrte in höchsten Kreisen (Apostelgeschichte 22:3).

Dieser Mann — Saulus von Tarsus — war in der Überzeugung erzogen worden, jeder, der andere religiöse Traditionen und Bräuche pflege als er selbst, sei verworfen. Autorisiert von der jüdischen Geistlichkeit, hielt er es für seine Pflicht vor Gott, jeden vor Gericht oder ins Gefängnis zu bringen, der nicht bereit war, dem christlichen Glauben abzuschwören. Er stimmte sogar der Ermordung eines Mannes aus seinem eigenen Volk zu, der zu Unrecht der Gotteslästerung beschuldigt worden war (Apostelgeschichte 22:4, 5, 20).

Später wurde Saulus vor Augen geführt, was den Unterschied zwischen Richtig und Falsch ausmacht — was Gott gutheißt und was er verurteilt. Sobald Saulus bewusst wurde, wie falsch er lag, nahm dieser tatkräftige Mann einen radikalen Kurswechsel vor und wurde als Paulus, ein Apostel Jesu Christi, bekannt. Er war nicht länger ein Opfer der Täuschung, denn er hatte den wahren Glauben gefunden (Apostelgeschichte 22:6-16; Römer 1:1).

Wie Paulus haben sich viele aufrichtige Menschen früher durch Lehren täuschen lassen, die den erwähnten unmöglichen Objekten ähneln — Überzeugungen, die vielleicht plausibel erscheinen, aber keine biblische Grundlage haben (Sprüche 14:12; Römer 10:2, 3). Dann wurde ihnen vor Augen geführt, was es mit den Lehren ihrer Religion wirklich auf sich hat und was daraus resultiert (Matthäus 7:15-20). Sie haben die Bibel immer besser kennengelernt, und um Gott zu gefallen, korrigierten sie sowohl einige ihrer Glaubensvorstellungen als auch ihre Lebensweise.

Wären auch Sie einmal daran interessiert, einige Elemente Ihres Glaubens im Licht der Bibel zu prüfen, so wie der Apostel Paulus es getan hat? Jehovas Zeugen sind Ihnen dabei gern behilflich.

[Bildnachweis auf Seite 10]

Stiche von Doré