Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Wann wurde die Bibel geschrieben?

Wann wurde die Bibel geschrieben?

Wann wurde die Bibel geschrieben?

Die Bibel ist ein ganz besonderes Buch. Über drei Milliarden Menschen betrachten sie als eine heilige Schrift. Sie ist als Weltbestseller der Buchgeschichte bezeichnet worden; bisher wurden schätzungsweise sechs Milliarden Exemplare (Gesamt- oder Teilausgaben) in rund 2 500 Sprachen gedruckt.

KEIN anderes Buch ist so viel gelesen worden wie die Bibel. Über die Zeit ihrer Niederschrift — insbesondere die der Hebräischen Schriften oder des sogenannten Alten Testaments — kursieren allerdings viele verschiedene Meinungen. Sie werden oft in Zeitschriften und Büchern oder von Experten im Fernsehen diskutiert. Hier einige Aussagen:

„Die biblische Literatur wurde weitgehend vom achten bis zum sechsten Jahrhundert v. Chr., also in der Zeit zwischen den Propheten Jesaja und Jeremia, niedergeschrieben.“

„In den vergangenen zweihundert Jahren herrschte in Gelehrtenkreisen die Ansicht vor, die hebräische Bibel sei größtenteils in der persischen und hellenistischen Zeit (fünftes bis zweites Jahrhundert v. Chr.) geschrieben und redigiert worden.“

„Alle Texte der hebräischen Bibel in ihrer gegenwärtigen Form datieren aus der hellenistischen Zeit (nicht vor dem 2./1. Jahrhundert [v. Chr.]).“

Wie soll man als Christ diese widersprüchlichen Meinungen im Licht der biblischen Aussage werten, dass „die ganze Schrift . . . von Gott inspiriert“ ist? (2. Timotheus 3:16). Beleuchten wir das doch einmal von zwei Seiten.

Die Chronologie der Bibel

In der hebräischen Bibel stößt man auf zahlreiche Zeitangaben. Aus ihnen lässt sich ableiten, dass die ersten Bücher vor etwa 3 500 Jahren zur Zeit Mose und Josuas geschrieben wurden. * Im 11. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung (v. u. Z.) kamen dann Schriften von Samuel, David, Salomo und anderen hinzu. Danach folgten historische, poetische und prophetische Bücher aus der Zeit zwischen dem 9. und 5. Jahrhundert v. u. Z.

Abschriften oder Fragmente dieser Bibelbücher (ausgenommen das Buch Esther) befanden sich bei den Schriftrollen vom Toten Meer. Altersbestimmungen mit der C-14-Methode (Radiokarbonmethode) sowie handschriftenkundliche Untersuchungen bestätigen, dass die ältesten dieser Schriftrollen um 200 v. u. Z. entstanden sind.

Die Meinung der Kritiker

Hauptgrund für Zweifel an der Chronologie der Bibel ist ihr Anspruch, von Gott zu sein. Professor Walter C. Kaiser jr. gibt in seinem Buch The Old Testament Documents folgende Gelehrtenmeinung wieder: „Dem Text [der Bibel] ist anzulasten, dass er Göttlichkeit beansprucht, dass er von Wundern und von Gott spricht.“ Wissenschaftler, die eine göttliche Inspiration der Bibel ablehnen, meinen, man müsse sie wie jedes andere Buch einer kritischen Prüfung unterziehen.

Eine Zeit lang wurde in Anlehnung an die darwinsche Evolutionstheorie erklärt, die Religionen hätten eine Höherentwicklung durchgemacht — vom Animismus über den Polytheismus zum Monotheismus. Wegen des monotheistischen Gottesbildes in den frühen Büchern der Bibel sind manche der Ansicht, sie müssten viel später geschrieben worden sein als bisher behauptet.

Seither hat die Bibelkritik viele verschiedene Formen angenommen. So finden sich beispielsweise in einem neueren Wörterbuch zum Alten Testament unter anderem Fachartikel zu den Themen Formkritik, Literarkritik, Geschichte der Pentateuchkritik, Quellenkritik und Traditionskritik.

Wenn auch die Meinungen über die Datierung der Bibelbücher auseinandergehen, folgen doch viele der Theorie von Professor R. E. Friedman, der ausführt: „Frühe Schreiber erstellten über viele Jahrhunderte hinweg poetische Texte, Prosatexte und Gesetzestexte. Diese dienten wiederum anderen als Quellen, und daraus entstand die Bibel.“

In dem Buch Faith, Tradition, and History werden eine Reihe solcher kritischer Meinungen über die Bibel zur Sprache gebracht. Zusammenfassend heißt es: „Über die mangelnde Vertrauenswürdigkeit der Schrift sind sich Fachleute einig und jeder ist von seiner Theorie absolut überzeugt, ansonsten üben sie jedoch fleißig Kritik aneinander.“

Was für die biblische Chronologie spricht

Die Bücher der Bibel wurden ursprünglich auf verderblichem Material geschrieben. Somit ist es unrealistisch, zu erwarten, dass Urschriften oder frühe Abschriften aus der Zeit Mose, Josuas, Samuels oder Davids je entdeckt werden. Es gibt jedoch geschichtliche Fakten, die indirekt darauf hindeuten, dass die in der Bibel erwähnten Zeitangaben durchaus ernst zu nehmen sind — ein Standpunkt, den eine Reihe namhafter Bibelwissenschaftler und Archäologen teilen. Was sagen diese geschichtlichen Fakten? Hier eine Auswahl.

Gab es vor 3 500 Jahren, also zu der Zeit, in der laut der Bibel Moses und Josua lebten, im Vorderen Orient geschriebene Texte? In Mesopotamien und Ägypten entstanden in alter Zeit Geschichts- und Gesetzestexte sowie religiöse und literarische Texte. Wie war das bei Moses und anderen Israeliten? In dem Buch Dictionary of the Old Testament: Pentateuch wird ausgeführt: „Es gibt keinen Grund, zu bezweifeln, dass es in Kanaan in der Spätbronzezeit [etwa 1550 bis 1200 v. u. Z.] schriftliche Aufzeichnungen gab.“ Weiter heißt es: „In Anbetracht der Schreibpraxis im Altertum gibt es keinen Grund, die Texte, die aus der Feder von Moses stammen sollen, nicht ihm zuzuschreiben; dasselbe gilt für die meisten anderen Texte“ (2. Mose 17:14; 24:4; 34:27, 28; 4. Mose 33:2; 5. Mose 31:24).

Stützten sich die Bibelschreiber auf frühere Quellen? Ja. Manche verweisen auf „Bücher“, bei denen es sich um Dokumente aus Staatsarchiven, Geschlechtsregister, historische Quellen oder Stammes- und Familiendokumente gehandelt haben kann (4. Mose 21:14; Josua 10:13; 2. Samuel 1:18; 1. Könige 11:41; 2. Chronika 32:32).

Warum wurden keine biblischen Schriften gefunden, die älter sind als die Schriftrollen vom Toten Meer? In der Zeitschrift Biblical Archaeology Review wird ausgeführt: „Außer in sehr trockenen Gegenden wie dem Gebiet um das Tote Meer sind in Palästina keine Handschriften auf Papyrus und Leder erhalten geblieben. Diese Materialien zerfallen in feuchter Erde. Dass man derlei Schriften nicht gefunden hat, bedeutet somit nicht, dass es sie nicht gab.“ Tatsächlich hat man Hunderte von Tonsiegeln gefunden, mit denen man früher Dokumente versiegelte. Die Handschriften selbst wurden durch Feuer oder Feuchtigkeit zerstört, die Tonsiegel jedoch blieben erhalten. Sie datieren etwa aus der Zeit zwischen dem 9. und dem 5. Jahrhundert v. u. Z.

Wie wurden die Texte der Bibel überliefert? In dem Buch The Bible as It Was wird erklärt: „Die Erzählungen, Psalmen, Gesetze und Prophezeiungen, die uns heute als Teil der Bibel vorliegen, müssen . . . bereits in biblischer Zeit viele, viele Male abgeschrieben worden sein. . . . Wenn diese Texte schon in biblischer Zeit immer wieder abgeschrieben wurden, dann deswegen, weil sie in Gebrauch waren; sie spielten im Alltag eine gewisse Rolle. . . . Niemand würde sich die Mühe machen, Texte ohne einen bestimmten Grund abzuschreiben“ (5. Mose 17:18; Sprüche 25:1).

Für die frühen biblischen Schriften bedeutete das eine Abschreibetradition, die sich über rund 1 500 Jahre bis zum 1. Jahrhundert u. Z. erstreckte. Man ging beim Abschreiben sehr genau vor, „wobei veraltete grammatische Formen oder Schreibweisen angepasst wurden, wie es im Alten Vorderen Orient . . . allgemein üblich war“, so das Buch Das Alte Testament und der Vordere Orient. * Vor diesem Hintergrund ist eine auf Formen und Stil des geschriebenen Textes basierende Kritik zu hinterfragen.

Wann wurde die Bibel geschrieben?

Ist es vernünftig, eine frühe Entstehungszeit der Bibelbücher nur deshalb abzulehnen, weil keine Handschriften aus der Zeit Mose, Josuas, Samuels und anderer erhalten geblieben sind? Viele Wissenschaftler stimmen darin überein, dass das Fehlen alter Handschriften keineswegs beweist, dass es sie nie gab. Wie viele Aufzeichnungen auf verderblichem Schreibmaterial konnten realistischerweise die Zeiten überdauern? Laut dem Ägyptologen K. A. Kitchen sind vermutlich 99 Prozent aller bis zur griechisch-römischen Epoche beschriebenen ägyptischen Papyri vollständig verloren.

Wer Achtung vor der Heiligen Schrift hat, könnte sich auch fragen: Wie stand Jesus zur hebräischen Bibel? Zu seiner Zeit gab es über Fragen der Datierung keine Kontroversen. Jesus wie auch die Juden im Allgemeinen zweifelten die chronologischen Angaben in den Schriften offensichtlich nicht an. Erkannte Jesus die Verfasser der frühen Bücher der Bibel an?

Jesus bezog sich auf die Schriften von Moses. Zum Beispiel sprach er vom „Buch Mose“ (Markus 12:26; Johannes 5:46). Er verwies auf Berichte in allen fünf Büchern Mose (1. Buch: Matthäus 19:4, 5; 24:37-39; 2. Buch: Lukas 20:37; 3. Buch: Matthäus 8:4; 4. Buch: Matthäus 12:5; 5. Buch: Matthäus 18:16). Und er sagte, dass sich „alles, was im Gesetz Mose und in den PROPHETEN und Psalmen über . . . [ihn] geschrieben steht, erfüllen muss“ (Lukas 24:44). Wenn Jesus nicht infrage stellte, dass Moses und andere die hebräische Bibel niederschrieben, wird er auch die Genauigkeit ihrer chronologischen Angaben nicht bezweifelt haben.

Wann wurde also die Bibel geschrieben? Kann man sich auf ihre chronologischen Angaben verlassen? Wir haben nun eine Reihe kritischer Stimmen aus der Wissenschaft sowie Angaben aus der Bibel selbst untersucht. Es wurde auf historische Fakten hingewiesen, die indirekt Aufschluss geben, wie auch auf Aussagen Jesu. Dieser sagte einmal in einem Gebet zu seinem Vater, Jehova Gott: „Dein Wort ist Wahrheit“ (Johannes 17:17). Denken Sie auch so?

[Fußnoten]

^ Abs. 9 Einzelheiten zur biblischen Chronologie enthält das Buch Einsichten über die Heilige Schrift, Band 1, Seite 476—499 (herausgegeben von Jehovas Zeugen).

^ Abs. 23 Siehe auch den Artikel „Die Schreiber im Altertum und Gottes Wort“ im Wachtturm vom 15. März 2007, Seite 18—20.

[Übersicht/Bilder auf Seite 20-23]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

(Zeitleiste zeigt ungefähre Vollendung der Bibelbücher)

2000 v. u. Z.

1800

[Bild]

Ägyptische Schreiber verfertigten Texte vor der Zeit Mose

[Bildnachweis]

© DeA Picture Library / Art Resource, NY

1600

Moses vollendete sein erstes Buch im Jahr 1513 v. u. Z.; er schrieb auf verderblichem Material

1. Mose 1513 v. u. Z.

Josua

1400

1200

Samuel

1000 v. u. Z.

[Bild]

Hunderte von Tonsiegeln sind bis heute erhalten geblieben

Etwa aus der Zeit zwischen dem 9. und dem 5. Jahrhundert v. u. Z.

Jona

800

Jesaja

600

Jeremia

Daniel

[Bild]

Gefaltete Papyrushandschrift mit Schnur und Tonsiegel

Aus dem Jahr 449 v. u. Z.

[Bildnachweis]

Brooklyn Museum, Bequest of Theodora Wilbour from the collection of her father, Charles Edwin Wilbour

400

200

[Bild]

Die Schriftrollen vom Toten Meer waren mit Leinen umwickelt und befanden sich in Tonkrügen; es sind die ältesten Bibelhandschriften, die man bisher gefunden hat

Aus der Zeit zwischen etwa 200 und 100 v. u. Z.

[Bildnachweis]

Shrine of the Book, Photo © The Israel Museum, Jerusalem