1. MÄRZ 2018
SÜDKOREA
Jehovas Zeugen in Südkorea ersuchen den Präsidenten: Klären Sie die Streitfrage der Wehrdienstverweigerung
Jüngste Ereignisse in Südkorea deuten darauf hin, dass die Regierung möglicherweise in Betracht zieht, wichtige Veränderungen im Hinblick auf die Achtung grundlegender Menschenrechte vorzunehmen. Am 7. Dezember 2017 traf sich Südkoreas Präsident, Jae-in Moon, mit Vertretern der Nationalen Menschenrechtskommission (NHRC) und bat um Empfehlungen, wie die Umsetzung der Menschenrechte verbessert werden könnte, um sich internationalen Standards anzupassen. Präsident Moon bat die NHRC um konkrete Lösungsvorschläge, die es der Regierung erleichtern, die Verfahrensweise zu beenden, dass Männer inhaftiert werden, die aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigern.
Nach der intensiven Berichterstattung dieses Treffens organisierten Jehovas Zeugen in Südkorea eine Unterschriftenaktion für Petitionen an den Präsidenten. Die Verfahrensweise der Regierung, Wehrdienstverweigerer mit Gefängnishaft zu bestrafen, hat Generationen von Zeugen Jehovas stark betroffen. Da Präsident Moon seine Regierung angewiesen hat, auf Petitionen der Bürger zu reagieren, wird er in den Petitionen gebeten, eine Lösung für die Problematik zu finden, der Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen seit rund 70 Jahren gegenüberstehen.
Innerhalb von vier Wochen waren die erforderlichen Unterschriften gesammelt worden. Zu den Petitionsunterzeichnern gehörten über 14 000 Männer, die wegen Wehrdienstverweigerung strafrechtlich verurteilt worden waren und mehr als 26 000 Familienmitglieder, die unter der Verurteilung und Gefängnishaft der Männer gelitten hatten.
Die Petition wurde von 41 275 Zeugen unterschrieben und am 15. Januar 2018 von ihren 6 Stellvertretern im Präsidialamt eingereicht. Darin dankten sie dem Präsidenten für die Aufmerksamkeit, die er diesem Thema schenkte, und beleuchteten die negativen Folgen der Verurteilung von Wehrdienstverweigerern während der vergangenen 70 Jahre, sowie die Vorteile, die eine Lösung dieser Problematik für das Land hätte. Am 16. Januar 2018 leitete das Präsidialamt die Petitionen an das Verteidigungsministerium zur Prüfung weiter.
Während die Petitionen vorbereitet wurden, trafen sich Stellvertreter von Jehovas Zeugen auch mit Vertretern der NHRC. Sie erklärten die biblischen Gründe, weshalb Zeugen Jehovas den Wehrdienst verweigern. Gäbe es einen Zivildienst für Zeugen Jehovas, säßen die jungen Männer, die ihn verrichten würden, nicht untätig im Gefängnis, sondern dienten zum Wohl des Landes und wären für den Staat eine nützliche Ressource. Die Vertreter teilten den Zeugen mit, dass die NHRC in 2018 der Problematik der Wehrdienstverweigerung oberste Priorität im Bereich der Menschenrechte einräume.
In Südkorea sind aufgrund von Wehrdienstverweigerung weit mehr Personen inhaftiert als in allen anderen Ländern weltweit zusammengenommen. Während man sich nun auf Regierungsebene mit dieser langjährigen Verfahrensweise befasst, hoffen Jehovas Zeugen, dass diese neue Initiative schließlich dazu führen wird, dass junge Zeugen nicht noch mehr Zeit wegen Wehrdienstverweigerung im Gefängnis verbringen müssen — bisher waren es insgesamt mehr als 36 700 Jahre.